Wenn der Kinderwunsch zum emotionalen Marathon wird, ist jede neue Hoffnung wie ein Lichtstrahl. Viele Paare kennen die Enttäuschung, wenn sich trotz bester Embryonen keine Schwangerschaft einstellt. Und oft bleibt die bange Frage: Warum klappt es nicht? Wenn es mehrfach zu keinem positiven Ergebnis kommt, sprechen wir von einem sogenannten wiederholten Implantationsversagen (Recurrent Implantation Failure, kurz RIF).
Doch es gibt neue Wege. Einer davon klingt fast zu einfach – und ist gerade deshalb so faszinierend: PRP, plättchenreiches Plasma, gewonnen aus dem eigenen Blut. Eine sanfte Methode, die das körpereigene Heilungspotenzial nutzt – und die Schleimhaut der Gebärmutter gezielt unterstützen kann.
🩸 Was ist PRP – und wie funktioniert es?
PRP steht für Platelet-Rich Plasma. Es wird aus einer kleinen Menge Ihres Blutes gewonnen und enthält eine hohe Konzentration an Blutplättchen – diese sind reich an Wachstumsfaktoren, die im Körper Reparatur- und Aufbauprozesse unterstützen.
Der Ablauf ist einfach:
- Es werden 8–10 ml Blut entnommen.
- Dieses Blut wird zentrifugiert – feste Bestandteile und Plasma trennen sich.
- Das konzentrierte Plasma – unser PRP – wird vorsichtig entnommen.
- Etwa 48 Stunden vor dem Embryotransfer wird es mit einem dünnen Katheter direkt in die Gebärmutter eingebracht.
Die Vorstellung: PRP wirkt wie ein fruchtbarer Nährboden, der das Einnisten des Embryos wahrscheinlicher macht. Studien zeigen, dass es die Zellneubildung, Gefäßversorgung und Immunregulation im Endometrium fördert [1, 2].
Was sagt die Wissenschaft?
Die Forschung zu PRP in der Kinderwunschbehandlung nimmt Fahrt auf – mit erfreulichen Ergebnissen:
Bessere Schleimhautdicke Eine Schleimhaut unter 7 mm gilt als kritisch für die Einnistung. PRP konnte in mehreren Studien die Dicke signifikant erhöhen – sogar dort, wo Östrogene allein nicht mehr halfen [3] [2].
Höhere Schwangerschaftsraten Ob bei frischen oder eingefrorenen Transfers: PRP scheint die Chancen zu erhöhen. Eine Meta-Analyse zeigte eine Steigerung der klinischen Schwangerschaftsrate um das 1,8-Fache – und sogar eine Erhöhung der Lebendgeburtenrate um das 1,75-Fache [4, 5].
Weniger Fehlgeburten Auch die Rate an frühen Fehlgeburten sank – vermutlich durch eine stabilere, besser versorgte Gebärmutterschleimhaut [4, 6].
Wann ist PRP besonders sinnvoll?
Nicht jede Frau benötigt PRP – aber es gibt Situationen, in denen diese Therapie eine wertvolle Unterstützung sein kann. Hier sind einige konkrete Anwendungsfälle:
Wenn die Gebärmutterschleimhaut dünn bleibt – trotz ausreichender Östrogengabe in der Vorbereitung auf einen Embryotransfer. Eine Schleimhaut unter 7 mm gilt als limitierender Faktor für eine erfolgreiche Einnistung. PRP kann in solchen Fällen das Wachstum der Schleimhaut anregen und die Bedingungen für den Embryo verbessern. [7]
Bei wiederholtem Implantationsversagen (RIF) – also wenn trotz mehrerer Transfers mit qualitativ hochwertigen Embryonen keine Schwangerschaft eingetreten ist. Hier kann PRP helfen, das sogenannte "Implantationsfenster" zu optimieren, indem es die Immunbalance im Endometrium positiv beeinflusst. [2, 8]
Bei strukturellen oder entzündlichen Veränderungen der Gebärmutterschleimhaut – wie z. B. beim Asherman-Syndrom (Verwachsungen in der Gebärmutterhöhle) oder chronischer Endometritis (dauerhafte Entzündung der Schleimhaut). In diesen Fällen kann PRP helfen, die Schleimhaut zu regenerieren und die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Schwangerschaft wiederherzustellen. [1]
Die Entscheidung für eine PRP-Behandlung sollte immer individuell getroffen werden – basierend auf Ihrer medizinischen Vorgeschichte, den Ergebnissen der Diagnostik und Ihrem bisherigen Therapieerfolg. In einem persönlichen Gespräch besprechen wir gemeinsam, ob und wie PRP in Ihrem Fall sinnvoll eingesetzt werden kann.
Wie läuft die Behandlung ab?
Die PRP-Therapie ist unkompliziert und dauert nur wenige Minuten:
- Diagnostik: Wir beurteilen die Schleimhaut per Ultraschall – zum Beispiel in der zweiten Zyklushälfte [2]
- Blutentnahme & PRP-Gewinnung: Ihr PRP wird direkt vor Ort aus Ihrem eigenen Blut aufbereitet.
- Injektion: Mit einem dünnen Katheter bringen wir das PRP direkt in die Gebärmutter ein [3]
- Transfer & Nachsorge: Der Embryotransfer folgt meist 48 Stunden später. Zwei Wochen danach kontrollieren wir mit einem ß-HCG-Test, ob es zur Einnistung kam [8].
💡 Was sollten Sie noch wissen?
PRP ist eine ergänzende Maßnahme – kein Ersatz für fundierte Diagnostik oder sorgfältige Zyklusplanung. Es ist gut verträglich, da es aus dem eigenen Körper stammt. Nebenwirkungen sind extrem selten.
Gleichzeitig gibt es noch offene Fragen:
- Es fehlen einheitliche Standards zur PRP-Aufbereitung [9]
- Langfristige Sicherheitsdaten werden derzeit noch erhoben [6]
Wir beraten Sie ehrlich, ob PRP in Ihrer individuellen Situation sinnvoll ist.
Unser Fazit – und Ihre Entscheidung
PRP ist kein Allheilmittel – aber ein wertvolles Werkzeug. Für Frauen, bei denen Embryonen mehrfach nicht einnisten wollten, kann PRP neue Chancen eröffnen. Es ist einfach durchführbar, gut verträglich und nutzt das Beste, was Ihr Körper zu bieten hat: Ihr eigenes Potenzial.
Autor: Dr. Roman Pavlik
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