„Warum schwankt die Zahl der Eizellen – trotz gleicher Behandlung?“
Schwankungen bei IVF verstehen und gelassen erleben
Du kennst bestimmt das Gefühl: Beim ersten IVF-Versuch konnten 12 Eizellen gewonnen werden, beim zweiten Mal plötzlich nur noch 6 – obwohl alles gleich ablief. Solche Schwankungen verunsichern viele Paare mit Kinderwunsch zutiefst. Warum reagiert der Körper so unterschiedlich, wenn sich die Behandlung scheinbar nicht verändert? Eine große Studie mit über 800 Frauen hat untersucht, warum die Zahl der Eizellen auch bei gleicher Behandlung unterschiedlich ausfallen kann.
Das Verständnis für diese Schwankungen kann Dir helfen, Ängste abzubauen und das Vertrauen in Deinen Körper zu stärken. Denn die Anzahl der Eizellen variiert aus ganz unterschiedlichen, teils biologischen Gründen – und das ist völlig normal. In diesem Artikel nehmen wir Dich an die Hand, erklären die Hintergründe leicht verständlich und zeigen, was das für Deinen Weg zum Wunschkind bedeutet.
Warum schwankt die Zahl der gewonnenen Eizellen überhaupt?
Das zentrale Element einer IVF-Behandlung ist die hormonelle Stimulation, die die Eierstöcke dazu bringen soll, mehrere Eizellen gleichzeitig heranreifen zu lassen. Doch der Körper folgt nicht einem fest programmierten Ablauf – die Eierstöcke reagieren von Zyklus zu Zyklus unterschiedlich. Im Zentrum stehen die sogenannten antralen Follikel, kleine Eibläschen, die Eizellen beherbergen und auf ihre Reifung warten. Ihre Anzahl schwankt natürlich, ebenso die Empfindlichkeit dieser Follikel auf die Stimulationshormone.
Stell Dir die Eierstöcke wie einen Garten vor: Manchmal tragen viele kleine Knospen Früchte, ein anderes Mal sind weniger sichtbar. Dazu kommt, dass nicht nur die biologische Veranlagung, sondern auch minimale Unterschiede in der Behandlung Einfluss nehmen können. Beispielsweise variiert die Dauer der Stimulation, der Zeitpunkt des Auslösers (etwa hCG oder GnRH-Agonist) und sogar die Präzision bei der Eizellentnahme. All diese Faktoren zusammen führen dazu, dass die Eizellzahl sich von Versuch zu Versuch ändern kann – selbst wenn sich auf den ersten Blick alles gleich anfühlt.
Wie stark schwankt die Anzahl der Eizellen? Zahlen, die Mut machen
Im Detail zeigte sich folgende durchschnittliche Differenz in der Eizellanzahl zwischen zwei augeinanderfolgenden Zyklen:
- Bei Frauen bis 35 Jahre: Median 33,3 %
- Bei Frauen im Alter von 36 bis 39 Jahren: Median 33,3 %
- Bei Frauen ab 40 Jahren: Median 44,4 %
Diese Zahlen bedeuten, dass bei der Hälfte der Patientinnen unter 40 Jahren die Eizellzahl um mindestens ein Drittel zwischen zwei Behandlungen variierte. Und je älter die Frauen werden, desto ausgeprägter sind diese Schwankungen.
Was steckt hinter den sogenannten „Reaktionskategorien“?
Um die ovarielle Reaktion besser beurteilen zu können, werden Frauen auf Basis der gewonnenen Eizellzahl in Kategorien eingeordnet. Die Studie zeigte, dass fast die Hälfte der Frauen zwischen Zyklen die Kategorie wechselte – ein Beweis für die hohe natürliche Variabilität.
Schlecht
1-3
Eizellen
Suboptimal
4-9
Eizellen
Normal
10-15
Eizellen
Hoch
16+
Eizellen
Was bedeutet das für Dich persönlich?
Schwankungen der Eizellzahl sind keine Botschaft Deines Körpers, dass „etwas nicht stimmt“. Vielmehr spiegeln sie die lebendige Dynamik der biologischen Abläufe in Deinen Eierstöcken wider. Wichtiger als die Anzahl einzelner Eizellen ist der Blick auf den gesamten Verlauf über mehrere Zyklen. Häufig reicht es, sich daran zu erinnern: Mehr Eizellen können nie garantiert werden, und manchmal weniger nicht unbedingt schlechter bedeuten.
Der wichtigste Tipp: Lass Dich von kurzfristigen Schwankungen nicht entmutigen. Sprich offen und ehrlich mit Deinem Ärzteteam über Deine Sorgen und Erfahrungen. Gemeinsam könnt Ihr die individuelle Situation ganzheitlich betrachten und so die beste Strategie für Dich entwickeln.
Fazit: Vertrauen, Geduld und Kontinuität
Ein einziger IVF-Zyklus repräsentiert nur eine Momentaufnahme. Natürliche Schwankungen in der Eizellzahl sind normal. Vertraue Deinem Körper, vertraue dem Prozess und nutze die Erfahrung Deines Behandlungsteams. Geduld und eine kontinuierliche Begleitung zahlen sich aus.